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In die Jahre gekommene Horrorhelden by Federico Chiesa

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Michael_Myers_by_Federico_Chiesa

Es tut ein bisschen weh. Viel ist nicht geblieben von Michael Myers einstiger Agilität. Aber so ist das halt, wenn man alt wird. Der Fotograf Federico Chiesa hat 2012 zusammen mit der Make-up-Artistin Carolina Trotta die coolsten 80er Bösewichte aufgespürt, in dem festen Wunsch ihnen noch ein letztes Mal die Angst zu erweisen, die ihnen gebührt, doch was sie erwartete, das einstige Böse, isn’t that böse anymore. Eine Betrachtung über das Älterwerden und den Verfall. Nach dem Klick.Shining-Twins_by_Federico_Chiesa

Ja, okay die Shining-Twins haben nichts an creepiness eingebüßt, eher im Gegenteil, aber Freddy Krüger so zu sehen… es zerreißt mir das Herz. Diese Einsamkeit, die ihnen schon immer anhaftete, in Chiesas Serie Horror Vacui (ein prächtig-verspielter Titel) ist sie allgegenwärtig. Chiesa zeigt hier auch einen gesellschaftskritischen Blick.Freddy_Krüger_by_Federico_Chiesa

Jason Voorhees! Obdachlos zählt er Pennys zusammen! Und dann auch noch Vader! Und dass in der enwürdigendsten Geste in der man einen, nein, den coolsten Menschen des Universums erwischen kann, beim Zappen! Eine Schande, wie hier mit den Sith umgegangen wird. Sollten wir es nicht besser wissen? Sollten wir ihnen nicht noch ein bisschen Angst entgegenbringen, selbst wenn wir nur so tun als ob? Haben sie es nicht verdient? War es nicht schön, das süße im-Dunkeln-Nicht-Einschlafen-Können, Das-Haus-Durchsuchen und diese Alpträume? Heute heißt der Horror Langeweile und Alltag. Zugegeben Alltag ist tötlicher als ein Deathstar, aber wo bleibt da das Übermaß und vor allem, wo bleibt die Kunst? (Nicht zu vergessen der Horror vor den schlechten Horrorfilmen, der Horror vor deren Ausführung etc. Ein Meta-Horror.)Darth_Vader_by_Federico_Chiesa

Nie haben die Horrorhelden für Geld oder für einen Vorteil geschlachtet, geschlitz, erstochen, ertränkt, erstickt, zerissen, erwürgt, erschlagen…nie! Es ging ihnen immer nur um die bloße Kunst des Tötens. Um die Macht, nicht die eigene, sondern um ihrer selbst willen. Um das Zen im Morden. L’art pour L’art! Aber wie alle Kunstgenies wurden sie nicht verstanden, waren ihrer Zeit voraus. Und dann, dann kamen ihre Epigonen. Ghostface aus “Scream” konnte noch einmal an die Kolossalität seiner Vorbilder anknüpfen, in dem er sie geschickt zitierte filitierte. Doch der Verfall war schon zu spüren in den all zu schnell und stümperhaft ausgeführten Schnitten. Der Abstieg war unaufhaltbar und er hatte einen Namen: Jigsaw-Killer! Wenn Tommy Wiseau und Uwe Boll ein Kind hätten, es hieße Jigsaw. “Nach SIEBEN kommt nicht Acht sondern SAW” hieß es. Tasächlich aber kam im Film zum Ausdruck wie sehr Künstler missverstanden werden können. In SAW konnte es nicht mehr jeden plötzlich treffen, nein  Herr Jigsaw nahm sich heraus seine Opfer nach Kriterien auszuwählen. Je schlechter, unmoralischer man lebte, je weniger man aus seinem Leben machte, je weniger man aus sich herausholte, desto wahrscheinlicher wurde man von Herrn Jigsaw gemaßregelt! Was hat diese schwachsinnige und obendrein diskriminierende Moral in einem Horrorfilm zu suchen? Aber reden wir nicht weiter von schlechten Dingen. Danken wir lieber Federico Chiesa für die vermutlich letztmalige Inszenierung von wirklich großen Tätern. Nur eine Frage: Wo sind eigentlich Pinhead und die Zenobiten?

via: HORROR VACUI auf koikoikoi


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